Das E-Bike

Das Trekkingfahrrad, was ich mir schon vor langem kaufen wollte, habe ich nie gekauft. Statt dessen konnte mich mein guter Bekannter am Ende doch noch davon überzeugen, ein E-Bike zu wählen. Das habe ich mir dann im Herbst letzten Jahres auch gekauft. Es war ein ziemlicher Kampf. Aufgrund der gegebenen Umstände im Jahr 2020 war am Anfang des Jahres das Klopapier knapp, und als es das wieder gab, wurden die Fahrräder knapp. Oder anders: man konnte schlicht und ergreifend kein einziges vernünftiges Rad mehr kaufen. Auch deutsche Hersteller verbauen Teile aus China, und die baumelten in zusammengebrochenen Transportketten in irgendwelchen Containern zwischen Asien und Europa.
Dieser Umstand verzögerte meine Anschaffung um mehrere Wochen, aber letztendlich habe ich genau das Rad bekommen, welches ich wollte – und zwar das letzte Modell der Baureihe 2021, im Herbst des Jahres 2020. Mehr war nicht zu bekommen. Hätte ich es nicht sofort gekauft, würde ich eventuell noch heute darauf warten, denn Wartezeiten bei Fahrradkäufen sind im Frühling 2021 immer noch an der Tagesordnung.

Was mache ich nun mit meinem schönen neuen E-Bike? Fahren. Genau. Nicht nur zur Arbeit und zurück, sondern viele schöne lange Strecken an den Wochenenden. Alleine in der Natur und fernab der Stadt. Die Vorteile, die mein lieber Bekannter mir schon im letzten Jahr schmackhaft gemacht hat, erfahre ich im wahrsten Sinne des Wortes nun am eigenen Leib. Eine E-Bike Tour ist länger als die, die man mit einem normalen Rad fahren würde. Bei schönem Wetter ist meine kleine Runde etwas mehr als 40 Kilometer lang, und meine normale Runde etwas mehr als 60. Mit einem Rad ohne elektrische Unterstützung würde ich das als ungeübter Fahrer wahrscheinlich nicht aus dem Stand heraus schaffen.
Es ist also aus mir ein Verfechter der E-Bikes geworden, schneller als ich das Wort Blaubeerpfannkuchen aussprechen kann. Und jetzt möchte ich auch denjenigen den Wind aus den Segeln nehmen, die mir unterstellen, es habe nichts sportliches an sich. Doch. Hat es. Wenn man das E-Bike entsprechend fährt. Die Motorunterstützung schalte ich nur hinzu, wenn mir der Berg zu steil oder der Gegenwind zu stark wird. Ansonsten bewege ich das von Natur aus schwerere Fahrrad mit seinem Eigengewicht von knapp 25 Kilogramm komplett aus eigener Kraft. Zum Vergleich: ein gutes Trekking-Fahrrad (ohne ‚E‘) wiegt deutlich weniger als die Hälfte, ein Rennrad nur ein knappes Drittel. Als Beweis dient die Distanz, die ich mit einer Akkuladung hinbekomme. Laut Fahrradhändler, Bekanntem und Handbuch hält eine Akkuladung bei niedrigster Unterstützungsstufe etwa 80 bis 100 Kilometer. Ich komme mit einer Akkuladung knappe 450 Kilometer weit. Daran sieht man, auf wie viel Prozent meiner Strecke ich mir die Unterstützung gönne, und wie viele ich komplett alleine strampele, ohne dass der Motor eingeschaltet ist.

Man sieht schöne Flecken, wenn man so durch die Natur radelt. Und der Sommer geht ja jetzt erst los. Ich hoffe, dass ich die Chance bekomme, noch viele schöne Stunden auf meinem neuen Fahrrad zu verbringen.