Die aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie finde ich nur unzureichend. Die Maskenpflicht in Supermärkten und im öffentlichen Personennahverkehr reicht nicht. Man sollte weitergehende Maßnahmen ergreifen. Die Eindämmung der Pandemie und die Reduzierung der Fallzahlen sollten oberste Priorität haben. Das sage ich als Risikopatient aufgrund einer Lungenerkrankung, das würde ich aber genau so empfehlen, wenn ich ein ganz gewöhnlicher Hanswurst wäre.
Mir fehlt jegliches Verständnis für den Umgang vieler Menschen aber auch vieler Unternehmen mit der Umsetzung der aktuellen Schutzmaßnahmen. Dazu ein Beispiel. Versammlungen mit einer gewissen Zahl an Personen innerhalb geschlossener Räume sind erlaubt. Unter Umständen dürfen auch die Masken abgenommen werden.
Man nehme als Beispiel den Zuschauer einer Fernsehshow. Er wird mit ausreichend Abstand in den Veranstaltungsraum geführt, an seinen Platz begleitet, und darf dort die Maske abnehmen solange er sich auf seinem Platz befindet. Okay. Bis hier hin gut. Ab jetzt wird’s schwierig. Die Stühle stehen nicht in ausreichendem Abstand, und den Mindestabstand zu fremden Personen außerhalb seines Familienkreises kann er auch nicht einhalten. Mir kommt es so vor, als ob ein fachkundiger Mensch mit einem Pamphlet an Verordnungstexten in der Hand vor den Verantwortlichen steht und ganz genau sagt, was geht, was man machen darf, und was nicht. Dabei richtet er sich in der Auslegung nach dem genauen Wortlaut, und wo immer der nicht jede denkbare Situation haarklein beschreibt, versucht er, Lücken zu finden um so viele Freiheiten wie möglich aufrecht zu erhalten. Oftmals ist das so weit weg von jeglichem Menschenverstand, dass ich mir denke, die Menschheit habe es nicht anders verdient als von einem Virus dezimiert zu werden. Denn wenn die Zuschauer des Events etwas singen wollen, müssen sie die Maske im Zuschauerraum aufsetzen. Die Verordnung sagt: Gesang ist gefährlich. Wenn sie einen lauten Sprechgesang anstimmen, dann auch. Denn der zählt laut Vorschrift als Gesang. Und Gesang geht nicht ohne Maske.
Wenn sie aber wie wild applaudieren, dabei jubeln, kreischen und schreien, dann brauchen sie keine Maske. Sie schreien ihrem Vordermann ins Genick, der ja eh zu nah dran sitzt. Sie springen auf, wild gestikulierend, jubeln dem Künstler auf der Bühne zu, und können das ohne Maske tun.
Die Gefahr einer Ansteckung ist also geringer, wenn ich meinem Nebenmann in 60 Zentimeter Abstand ins Gesicht schreie, als wenn ich ein Lied singe?
Nun soll mir mal einer erklären, was sich denkende Menschen dabei gedacht haben. Es macht doch offenkundig keinen Unterschied, ob ich ein Lied singe oder laut schreie. Das Aerosol macht sich auf den Weg, und mit ihm das Virus, wenn ich es denn habe. Wenn jetzt jeder Veranstalter die Verordnungen so lax wie möglich auslegt, und all das, was nicht explizit verboten ist, macht, um möglichst wenig Einschränkungen zu erfahren, dann ist doch niemandem geholfen. Vielmehr schneidet er sich ins eigene Fleisch, wenn aufgrund steigender Fallzahlen schlimmstenfalls der nächste Lockdown in seiner Region droht und er seinen Laden erneut ganz zu machen kann.
Meiner Meinung nach ist das dumm, und es erweist dem ganzen Vorhaben der Eindämmung einen Bärendienst. Wie soll man den Skeptikern gegenüber eine logische Erklärung für all die ganzen Maßnahmen liefern, wenn sie so fahrlässig und hirnrissig in der Praxis umgesetzt werden?
Meiner Meinung nach hilft nur Strenge. Maske ist Pflicht, sobald man den Mindestabstand nicht einhalten kann. Dabei ist es egal was man macht. Ob man schweigt, singt, applaudiert, jubelt oder ein Buch liest. Mindestabstand kleiner als 2 Meter bedeutet: Maske auf. Bei Verstoß: eine Strafe in empfindlicher Höhe. Gerne an der Grenze zum fünfstelligen Betrag.
Wenn Unternehmen oder Veranstalter so fahrlässig handeln und nicht die gleiche Strenge gegenüber ihren Besuchern und Zuschauern an den Tag legen, kann gerne auch die Veranstaltung vom Gesundheitsamt unverzüglich gestoppt werden. Anders verstehen die Menschen es nicht.
Egal wie man es dreht: ich komme immer wieder zum Schluss: der Mensch ist saudumm.