Wir leben in Zeiten einer Pandemie.
Wer hätte vor zwei Monaten gedacht, dass dieser Satz zu unseren Lebzeiten einmal Realität werden würde. Niemand konnte sich das Ausmaß vorstellen, in dem wir durch einen Krankheitserreger in unserem gewohnten Leben beeinflusst werden.
Wir haben in Deutschland eine sehr gute Ausgangssituation. Wir haben ein gutes Gesundheitssystem, auch wenn in der Vergangenheit viel darüber geschimpft wurde. Wir haben eine sehr gute Infrastruktur, obwohl sich auch über die vortrefflich streiten lässt. Es sind aber meistens Luxusprobleme, auf die man die Meckerei und Nörgelei mancher Mitmenschen im Kern reduzieren kann. Vielleicht ist die Internetverbindung nicht schnell genug, vielleicht trifft die Wandfarbe des nächstgelegenen Krankenhauses in grauem Altweiß nicht genau unseren Geschmack. Egal welchen Aspekt des Lebens wir betrachten, egal welches Thema wir anschneiden, meist sind es doch wirklich nur Luxusprobleme. Denn: es gibt Telefon und Internet, es gibt Krankenhäuser, es gibt Arbeit, es gibt Supermärkte (auch wenn diese im Moment erschreckend wenig Toilettenpapier im Angebot haben), und es gibt – das merkt man im Krisenfall am deutlichsten, eine geregelte Politik die Maßnahmen trifft, umsetzt, und deren langfristigen Ziele dem Wohle der gesamten Gesellschaft dienen. All das, und auch hier kann man wieder alle Bereiche aus dem Lebens als Beispiel heranziehen, gibt es in vielen anderen Ländern, ich würde behaupten in den meisten, nicht. Oder nicht in diesem Umfang und dieser Qualität.
Auch wenn hier Menschen um ihre Existenz bangen, leiden oder sterben, so sehen die Einschränkungen, die wir über uns im Rahmen dieser aktuellen Krisensituation ergehen lassen müssen, doch harmlos aus im Vergleich zu anderen Ländern. Zum Teil sind diese anderen Länder gar nicht mal so weit weg. Ich glaube, dass es sehr viele Menschen im Moment so sehen: es ist gut, in Deutschland zu leben. Das war mir zwar auch vorher schon bewusst und ich wollte nie wirklich in einem anderen Land oder gar auf einem anderen Kontinent leben. Jetzt will ich es noch weniger.
Ich persönlich bin in einer sehr privilegierten Situation. Zwar gehöre ich zur Gruppe der Risikopatienten, aber ich fühle mich in keiner Form unwohl. Natürlich sollte ich ein bisschen mehr zuhause bleiben, ein bisschen mehr auf meine Gesundheit achten, aber das tue ich auch. Ich habe einen Job, um den ich nicht fürchten muss. Mein Chef ermöglicht mir, mich in diesen Zeiten angemessen zu verhalten und selbst zu entscheiden, ob ich weiter im Büro sein möchte oder lieber von zuhause aus arbeite. Und, was soll ich sagen, ich bin froh um jeden Tag, den ich im Büro verbringen kann. Das ist Ablenkung, das ist Normalität. Wenn ich diese Normalität nicht mehr hätte, würde ich wahrscheinlich eher Angst bekommen als wenn ich weiterhin mein gewohntes Leben zumindest so weit wie möglich unter Beachtung der erhöhten Sicherheitsmaßnahmen aufrecht erhalte. Das sehen die Menschen so, die mich unterstützen. Unter anderem auch meine Ärzte. Und deswegen gehe ich jeden Tag ins Büro, den der liebe Gott werden lässt. Weil ich es kann. Und weil ich dankbar dafür bin.

Dieses Land ist auf einem guten Weg. Es gibt zu viele Nörgler, die alles immer nur schlecht sehen und denen die kleinen blauen Lücken in der ansonsten geschlossenen Wolkendecke deshalb auch überhaupt nicht auffallen. Und deswegen bekommen sie auch nicht mit, dass durch diese kleinen Lücken sehr schöne Sonnenstrahlen scheinen, die die Welt darunter in ein freundliches Licht tauchen.
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