Nach meinem letzten Ausflug in die Möglichkeiten der Kommunikation möchte ich mich jetzt an die Fähigkeiten zur Kommunikation wagen. Was soll ich sagen, es wird noch trauriger als im letzten Beitrag.
Die Situation lässt sich ganz einfach darstellen. Ein Großteil der Belegschaft kommuniziert nicht oder falsch. Blöderweise sind das die, auf die man angewiesen ist. Wenn ich also zu einem aktuellen Projekt die Meinung eines Ingenieurs benötige, oder sogar seine Unterstützung, dann kann ich davon ausgehen dass das Vorhaben in die Hose geht. Wenn Menschen nicht auf E-Mails antworten, selbst wenn man schon mehrere Mitteilungen für ein und dieselbe Frage versendet hat, und auch die schriftlich formulierte Bitte um Feedback am Ende der Mail konsequent ignoriert wird, wird man im Laufe der Zeit müde. Man will dann mit diesen Menschen einfach keine Projekte mehr bestreiten. Das Resultat: ich übergehe diese Kollegen und mache das Projekt alleine so weit ich kann. Das wiederum gefällt denen nicht, weil sie ja übergangen werden. Es ist eine absurde Situation, aus der ich keinen Ausweg weiß. Was bis jetzt am besten geholfen hat, war es, bei jeder Mail und jeder anderen Kommunikation das Management in Cc zu setzen. Ist nicht die feine englische Art, aber somit habe ich wenigstens Zeugen, dass der Stillstand im Laden zumindest nicht allein auf meine Kappe geht. Die Chefs haben Kenntnis von jeder Mail, und die Steigerung ist immer die selbe: das Ansprechen einer Thematik, das erneute Ansprechen mit Bitte um Rückmeldung, das wiederholte Ansprechen verbunden mit der Frage, warum keine Rückmeldung kommt, der abschließende frustrierte Hinweis das ich jetzt keine Rückmeldung mehr brauche weil der Zug eh abgefahren ist und ich es jetzt so mache wie es mir passt. Den schweigenden Kollegen geht das verständlicherweise ziemlich auf die Nerven, und sie ignorieren mich jetzt konsequent, selbst im persönlichen Gespräch. Im Flurfunk bin ich der Idiot, und hinter meinem Rücken wird über mich gehetzt dass es nicht mehr feierlich ist.
Wenn ich nicht von meinem Vorgesetzten und der Geschäftsführung in meinem Vorgehen wiederholt bestätigt worden wäre, würde ich an mir selbst ziemlich zweifeln. So jedoch sind mir die anderen Kollegen mittlerweile schlichtweg scheißegal, und deren Meinung von mir ebenso. Ich bin nicht da, um bei der Arbeit Freunde zu finden.
Wenn man resümiert, dass es in der Firma keine Kommunikationskultur gibt – keine! – und dies vom mittleren Management nach unten hin seit Jahren erfolgreich so vorgelebt wird, und wenn man dann noch hinzuaddiert dass viele aufgrund der Ignoranz gegenüber Methoden zur Verbesserung nicht willens sind, an der Gesamtsituation etwas zu ändern, wirft das ein ziemlich düsteres Licht auf den Laden.