Urlaubsplanung 2020

Weihnachten ist vorbei, so langsam sollte ich mir mal Gedanken um meinen nächsten Urlaub machen und mit der Planung beginnen. Je früher man bucht, desto mehr Auswahl bei den Ferienhäuschen hat man noch. Bevor die Kinder anfangen zu quengeln und die Mütter bei den ersten zaghaften Anzeichen vom Ende des Winters ihre Männer dazu nötigen, doch das Häuschen in Dänemark endlich auch für den nächsten Sommer fest zu machen, denn da war es doch so schön. Solche Probleme habe ich nicht: keine Ehefrau und keine Kinder, zumindest nicht dass ich wüsste. Also kann ich denen doch ein schönes Plätzchen vor der Nase wegschnappen.

Ich möchte etwas ausgefallenes machen in diesem Jahr. Nicht einfach nur wieder irgendwo hin in ein beliebiges Hotel an einem beliebigen Ort. Ich möchte etwas von der Welt sehen. Ich erinnere mich an einen Radiobeitrag, den ich vor langer Zeit gehört habe, und in dem von einem wahren Urlaubsparadies berichtet wurde. Also den Laptop aufgeklappt, das erste Urlaubsportal gegoogelt und dann los. In der Suchzeile tippe ich mein Ziel ein: da ich etwas von der Welt sehen möchte, tippe ich ‚Welt‘ ein. Keine Ergebnisse. Gut, ich muss präziser werden. Ich möchte ja auch nicht irgendetwas von der Welt sehen, sondern die Welt. Meine nächste Eingabe: Raumstation ISS.

Warum schütteln Sie jetzt mit dem Kopf? Ich hörte doch, dass der Weltraum touristisch erschlossen werden soll, und dann muss man da doch schon buchen können? Bis zum Sommer haben die die Bude im All doch bestimmt fertig gezimmert. So wie jede Hotelburg, die im Winter beworben wird obwohl der Architekt sie noch nicht einmal gezeichnet hat. Warum finde ich dann keine Pauschalreise mit Abflug wahlweise von Köln oder Frankfurt? Sauerei!

45 Millionen Euro soll der Spaß kosten. Ein paar Tage auf der Raumstation inklusive aller medizinischen Untersuchungen und körperlichen Vorbereitungen, wahrscheinlich irgendwo in einem Astronautencamp in Sibirien, aber mit Vollpension. Ich finde, da hätte man ruhig nochmal nachbessern können. Im Radiobeitrag hieß es, ein Großteil der 45 Millionen würde draufgehen, um die Infrastruktur für Nahrungsaufnahme und Nahrungsabgabe, also die Weltraumtoiletten, in Betrieb zu halten. Das sei bei dem ganzen Unterfangen das aufwändigste und somit auch das teuerste. Eine gewisse Ähnlichkeit zur Hotelanlage auf Malle kann man nicht verheimlichen: auch da ist das Buffet das teuerste. Die Stabilität des Bettes und die Schimmelfreiheit des Bads spielen eine untergeordnete Rolle: der Gast ist ja eh nie da, und wenn dann nur betrunken. Aber in der Weltraumstation kann ich ja nicht mal eben an den Strand gehen, ich komme aus meinem Appartement ja nicht so einfach raus, zumindest nicht ohne nachhaltige Folgen für meine Gesundheit. Also möchte ich es doch auch schön haben. Gibt’s Unterhaltungsprogramm? Werden Ruhezeiten eingehalten? Gibt es Satellitenfernsehen? Nerven die Kinder im Nachbarzimmer? Alles so Sachen, die ich geklärt haben möchte bevor mein Hintern in einer Charterrakete sitzt.

Mal im Ernst. 45 Millionen Euro. Wer bitte ist denn da die Zielgruppe? Oma Lieschen bestimmt nicht. Und die 4-köpfige Durchschnittsfamilie aus dem Reihenhaus am Stadtrand dürfte auch so ihre Probleme haben, mal eben 180 Millionen für den Sommerurlaub zu berappen. Also werden doch höchstens eine Handvoll Milliardäre dieser Welt einen solchen Trip in Betracht ziehen. Und diese Handvoll Milliardäre kann sich den Spaß doch auch leisten, ohne dass vorher nochmal richtig Geld investiert wurde um eine offizielle touristische Erschließung des Weltraums in die Wege zu leiten. Wäre ich der Betreiber des Weltraumhotels und würde jetzt schon wissen, dass ein Besuch in meinem Laden so viel Geld kostet, hätte ich mir vor einer Investition mindestens so viele verbriefte Zusagen von Milliardären geben lassen, damit meine Ausgaben gerechtfertigt sind. Wäre doch blöd, wenn ich Milliarden investiere für die Aufhübschung meiner Raumstation, und von den fünf potentiellen Weltbürgern will dann nur einer kommen, weil die anderen sich mit ihrem Handtuch schon einen Liegestuhl am Strand reserviert haben.