12 Monate Pause

Seit mehr als einem Jahr ist hier Ruhe eingekehrt. Das liegt nicht daran dass ich kein Interesse habe weiter zu schreiben, oder dass mir die Themen ausgehen. Vielmehr bin ich seit einem Jahr beruflich so sehr eingebunden, dass ich zu nichts anderem mehr Zeit finde. Ich habe keinen Urlaub gemacht, ich habe Freundschaften vernachlässigt.

Man kann froh sein, wenn man einen Job hat. Das heißt es allgemein. In der momentanen Situation und vor dem Hintergrund des überall grassierenden Personal- und Fachkräftemangels, von der Bahn über die Pflege bis zur Gastronomie, hat dieser Satz für mich einen Beigeschmack. Vielleicht könnte ich mir ja aussuchen, wo ich arbeite. Vielleicht wäre damit ein bisschen Erleichterung und Freiheit verbunden, weil ich im neuen Job mehr für mich aushandeln könnte, um mehr Freizeit zu haben. Im aktuellen Beruf geht das nicht mehr, dieser Zug ist abgefahren. Der Punkt ist bald erreicht, an dem die Vorzüge einer unbefristeten Beschäftigung überwiegen. In einer Firma in der ich seit mehr als zwanzig Jahren arbeite, die es enorm schwer hätte, einen schwerbehinderten Mitarbeiter wie mich vor die Tür zu setzen solange er nicht goldene Löffel stiehlt. Randnotiz: die goldenen Löffel gibt es bei uns schon lange nicht mehr. Derer haben sich schon ehemalige Kollegen angenommen.

Jedenfalls sitze ich nun in einem Hotel in Belgien, wo ich schon die letzten drei Wochen verbracht habe. In der Nähe von Brüssel, weit weg vom Meer. Gestern hatte frei. Einen einzigen sagenhaften Tag. Knaller! Weil ich wahrscheinlich in den nächsten Monaten nie mehr so nah ans Meer kommen werde, wie ich es hier unweit der Start- und Landebahn des Brüsseler Flughafens bin, habe ich den einzigen freien Tag dazu genutzt, und mich in den Zug gesetzt. Nach Oostende. Kannte ich bis gestern nicht, könnte mal eine Reise wert sein, dachte ich mir.
War es aber nur bedingt. Sehr voll, sehr touristisch, sehr warm, sehr laut. Aber ich habe die Füße in die Nordsee gestellt, das Salz auf den Lippen geschmeckt, den Wind in den Haaren gefühlt und für einen Tag war Urlaub. Ich habe es so vermisst. Der blöde Nebeneffekt: jetzt möchte ich mehr davon. Nicht unbedingt von Oostende, aber vom Strand und meiner geliebten Nordsee.