Schreibwerkzeug

Schon als Kind mochte ich das elektronische Surren und die Klick-Geräusche der elektrischen Schreibmaschine meines Vaters. Er hat während seines Studiums viel schreiben müssen, und ich habe oft stundenlang in seinem Arbeitszimmer gesessen und ihm beim Schreiben zugehört. Das hat ihn natürlich sehr genervt, weil ich als Kind nicht ruhig sitzen konnte. Meine Mutter versuchte dann immer, mich herauszulocken, damit mein Vater seine Ruhe hat.

Mein erster Nadeldrucker hingegen hörte sich mehr nach Zahnarzt an als nach Druckmaschine. Das hat ihn mir nicht sympathischer gemacht. Und die heutigen Laserdrucker klingen überhaupt nicht mehr so, wie man sich eine Druckmaschine vorstellt.

In meiner Nähe gibt es einen kleines altes Schreibmaschinengeschäft. Der Besitzer, ein alter Herr der bestimmt so alt ist wie viele seiner Ladenhüter, sitzt in seinem Geschäft und repariert alte Maschinen, bringt sie auf Vordermann und verkauft sie wieder. Dass es ein solches Geschäft heute überhaupt noch gibt, ist wahrscheinlich der Tatsache geschuldet dass ihm das Haus selbst gehört, in dem sein Geschäft ist. Denn einen Kunden habe ich in seinem Laden noch nie gesehen.
Ich blicke jedes Mal durchs Schaufenster, wenn ich vorbei gehe. Und wenn ich ein schönes Stück sehe, dann gehe ich rein und schaue es mir näher an. Bis jetzt habe ich noch keine Maschine gekauft, und das weiß der alte Herr auch. Jedes Mal wenn er mich im Laden sieht, bleibt er sitzen. Er steht noch nicht einmal mehr auf. Ich würde ihn wahrscheinlich sehr überraschen, wenn ich eines Tages mit dem Finger auf eine Schreibmaschine zeige und sage: „Die da. Die nehme ich.“

Leider war in den letzten Monaten nichts anständiges mehr dabei. Offenbar geht der Markt mit den Schreibmaschinen auch langsam zu Grunde. Verständlich. Wer hat schon noch eine Schreibmaschine, wenn ein Drucker einen Bruchteil kostet und mehr aufs Papier bringen kann als eine Schriftart in Schwarz.
Kein Drucker jedoch bringt Buchstaben so stilvoll aufs Papier wie eine Schreibmaschine. Schon beim Tippen fängt die Freude an. Mit jedem Anschlag landet ein kleiner Buchstabe auf dem Papier. Und wenn man sich vertippt, kann man nicht so ohne weiteres auf Backspace drücken zum Korrigieren.

Wenn endlich mal wieder eine schöne Maschine in seinem Schaufenster steht, die nicht zu neu ist und nicht über zu viele technische Spielereien verfügt, dann kaufe ich eine. Wahrscheinlich wird man in Zukunft eher eine kleinere Auswahl an Maschinen geboten bekommen als noch heute. Aber eine Investition ist es allemal wert.